Nina Meister & Kathrin Siebold

Fachliche Orientierungsrahmen von Lehramts- und Masterstudierenden im Fach Deutsch als Fremdsprache (DaF)

Beitrag als PDF


Abstract (deutsch)

Das vorzustellende Projekt entsteht in einer interdisziplinären Kooperation (DaF/Schulpädagogik) und ist an der Schnittstelle von Fremdsprachen- und Fachkulturforschung anzusiedeln. Fachbezogene Orientierungsrahmen von Lehramts- und Masterstudierenden sind vor allem deshalb von Interesse, da diese Aufschluss über einen fachspezifischen Habitus geben (Bourdieu 1993), wie er als ein Ziel der Hochschulsozialisation gefasst wird (Liebau & Huber 1985) und studienkonzeptionell als universitärer Professionalisierungsanspruch konzeptualisiert wird (vgl. Meister & Hericks 2021). In Anknüpfung an die praxeologische Wissenssoziologie (Bohnsack 2017) bilden universitäre Fachkulturen einen konjunktiven Erfahrungsraum, den Studierende eines Faches teilen. Doch während sich Masterstudierende meist nur einem Fach zuwenden, zeichnen sich Lehramtsstudiengänge sowohl durch fachliche Breite als auch ein konkretes Berufsziel aus. Das wirft die Frage auf, wie sich die Studierenden im Lehramt und im Master selbst im Fach DaF verorten, wie Vergemeinschaftung stattfindet und wo sich Distinktionen zeigen. Erste Ergebnisse der dokumentarischen Analyse von zwei Gruppendiskussionen verweisen darauf, dass die Studierenden Identitätsnormen aufweisen, die sich bspw. in der Erwartung einer ‚Horizonterweiterung‘ zeigen sowie in einem Verantwortungsgefühl gegenüber Mitstudierenden ohne muttersprachlichen Hintergrund. Diese Identitätsnormen stehen jedoch in Spannung zu den rekonstruierten Orientierungsrahmen von Homogenisierung und Exklusion. Die Rekonstruktionen verweisen damit verstärkt auf Fragen, die sowohl das Fach- und Professionsverständnis der Studierenden betreffen als auch die universitär-fachliche Professionalisierung.


Abstract (englisch)

The project is the result of an interdisciplinary cooperation (German as a Foreign Language/School Education) and is located at the interface of foreign language and subject culture research, whereas questions of university teacher training and the professionalization of students are also addressed. Aspects of the subject cultural self-positioning of teaching and master’s degree students are of particular interest since they provide information about collective orientations in the sense of a subject-specific habitus (Bourdieu 1993) as a result of university socialization (Liebau & Huber 1985). In connection with the praxeological sociology of knowledge (Bohnsack 2017), university subject cultures form a conjunctive experience area that is shared by students of a subject. However, while Master’s students usually focus on only one subject, teacher training programs are characterized by both a broad range of subjects and a concrete professional goal. This raises the question of how students in the teaching and in the Master’s degree program itself position themselves in the subject GFL, whether there are differences between teaching degree and M.A. students, and which professional understanding can be documented. First results of the documentary analysis of two group discussions with four GFL-students indicate that the students in the conjunctive experience area of GFL show collective orientations, which are, for example, reflected in the joy of an intellectual and professional ‚broadening of horizons‘ or in a (pedagogical) sense of responsibility towards fellow students without a native (German) language background. The reconstructions also raise questions concerning the professional understanding of teaching degree and M.A. students as well as the professionalization of the study programs.


Keywords

Deutsch als Fremdsprache, Fremdsprachenforschung, Fachkulturforschung, Dokumentarische Methode, Lehrerbildung, Professionalisierung